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IL TRIONFO DELLA GRAZIA

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Antonio Maria Bononcini
Il Trionfo della Grazia overo La Conversione di Maddalena


Jenny Högström Sopran
Alex Potter Alt
Jakob Pilgram Tenor

Jure Robek Chalumeau
Johanna Bartz Traversflöte
Christian Leitherer Basson de chalumeau
Eva Saladin Violine und Leitung
Claudio Rado, Christoph Rudolf, Sonoko Asabuki, Aliza Vicente, Matthias Klenota Violine
Germán Echeverri, Johannes Frisch Viola
Daniel Rosin, Sophie Lamberbourg Violoncello
Amélie Chemin, Sophie Lamberbourg Viola da gamba
Fred Uhlig Violone
Maria Ferré Theorbe
Christoph Anzböck Cembalo und Leitung
Johannes Keller Cembalo

Musikalische Wiederentdeckungen sind eine aufregende Sache. Anders als bei bekanntem Repertoire kommen die Musiker:innen und das Publikum in den Genuss der Spannung und Überraschung, die das erstmalige Hören einer Musik mit sich bringt - ganz so wie bei einer Uraufführung. Das am 23. Juni 2024 stattfindende Konzert stellt die erste Wiederaufführung des Oratoriums "Il Trionfo della Grazia overo La Conversione di Maddalena" («Der Triumph der Gnade» oder «Die Bekehrung der Magdalena») von Antonio Maria Bononcini dar, das er im Jahr 1707 für den kaiserlichen Hof in Wien komponierte.

 

Der Komponist Antonio Maria Bononcini wurde 1677 in Modena geboren und lebte über dreissig Jahre lang an der Seite seines älteren und heute bekannteren Bruders Giovanni. Gemeinsam mit ihm studierte er bei Giovanni Paolo Colonna in Bologna, folgte ihm nach Rom und von dort aus weiter nach Wien. 1702 setzten sie ihre Reise an den Hof von Königin Sophie Charlotte in Berlin fort. Im Todesjahr der Königin 1705 bestieg Joseph I. den Kaiserthron. Antonio erhielt zu diesem Zeitpunkt seine ersten Aufträge aus Wien, wo er gemeinsam mit seinem Bruder bis zum plötzlichen Tod Kaiser Josephs im Jahr 1711 und der darauffolgenden Neuorganisation der Hofkapelle tätig war. In den folgenden Jahren war Antonio Bononcini als Opernkomponist in Neapel, Mailand, Reggio Emilia, Venedig und Rom tätig, bevor er im Jahr 1721 zum Kapellmeister in seiner Heimatstadt Modena ernannt wurde. Diese Position hatte er bis zu seinem Tod im Jahr 1726 inne.

 

Unter der Führung der musikliebenden Kaiser des Hauses Habsburg entwickelte sich Wien im 17. Jahrhundert zu einem der bedeutendsten Zentren für die Aufführung von musikdramatischen Werken ausserhalb Italiens. Die Kaiser scheuten weder Kosten noch Mühen, um Komponisten und Instrumentalisten von höchster Qualität für ihre Hofkapelle zu gewinnen. Besonders das erste Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts markierte einen Höhepunkt der Konzentration musikalischen Talents in der Residenzstadt. Das ganze Jahr hindurch wurden an verschiedenen Festtagen und im Karneval Opern, Serenaden und kleinere dramatische Werke aufgeführt. In der Fastenzeit jedoch traten Oratorien und Sepolcri, eine besondere Wiener Spezialität, an ihre Stelle.

 

Das Oratorium war eines der bedeutendsten künstlerischen Ausdrucksmittel der Gegenreformation. Es entwickelte sich parallel zur Oper im Verlauf des 17. Jahrhunderts in Italien und verbreitete sich von dort aus im übrigen Europa. Durch die Übertragung der ausdrucksstarken musikalischen Sprache auf religiöse Dramen entstand gewissermassen ein geistliches Theater, das die Zuhörer nicht nur unterhalten, sondern auch spirituell anregen und moralisch belehren sollte. Ähnlich wie in der zeitgenössischen religiösen Malerei drehten sich die Themen um Heroismus, Leiden, Laster, Askese, Mystizismus und Sinnlichkeit bis hin zur Erotik.

 

Wien zählte zusammen mit anderen Habsburger Residenzen zu den frühesten Stätten der Oratorienpflege ausserhalb Italiens. Die leidenschaftliche Liebe der Kaiser zur Musik führte zu einem starken Bedarf an musikdramatischen Werken auch während der besinnlichen Fastenzeit. Allein im Jahr 1707 wurden am Wiener Hof insgesamt fünf verschiedene Oratorien aufgeführt. Diese bestanden aus zwei Teilen, zwischen denen eine Predigt gehalten wurde. Im Mittelpunkt des fesselnden Werks, das Antonio Bononcini 1707 für die kaiserliche Kapelle schuf, steht Maria Magdalena. An ihre Seite treten die beiden allegorischen Figuren «La Gioventù» (die Jugend) und «La Penitenza» (die Reue). Maria Magdalena wurde aufgrund ihrer Gleichsetzung mit der fusswaschenden Sünderin im Lukasevangelium und ihrer Interpretation als Prostituierte zu einem beliebten Motiv in der bildenden Kunst des Barock. Dieses Sujet erlaubte es den Künstlern den weiblichen Körper in geistlichem Kontext sinnlich und erotisch darzustellen. Dieselbe Sinnlichkeit findet sich auch in der musikalischen Herangehensweise an das Thema wieder. Im von Kardinal Benedetto Pamphilj geschaffenen Libretto von "Il Trionfo della Grazia" bildet die - schlussendlich gelöste - Spannung zwischen der jugendlichen Sinnlichkeit und der Busse das zentrale Gestaltungselement.

 

Die drei Sänger:innen der Aufführung von 1707, die Sopranistin Cunigunda Sutter von Rosenfeldt, der Tenor Giovanni Buzzoleni und der Altist Gaetano Felice Orsini, zählten zu den gefragtesten Gesangssolisten am Wiener Hof. In diesem Werk wurden höchste Anforderungen an ihre Virtuosität und Ausdruckskraft gestellt. Der sinnliche Gehalt der Komposition spiegelt sich auch in der reichhaltigen Besetzung des Instrumentalensembles wider, das weit mehr als nur eine begleitende Funktion innehat. Verschiedene Soloinstrumente wie Chalumeau, Traversiere, Basson de Chalumeau, Gamben, Violinen und Violoncelli stehen in intensivem Dialog mit den Gesangsstimmen und sorgen für überraschende Klangfarben. Antonio Bononcinis hohe kompositorische Fertigkeiten zeigen sich besonders in der komplexen Kontrapunktik der einzelnen Arien und in seinem kreativen Umgang mit musikalischen Formen. Er fesselt das Publikum nicht durch plumpe Effekte oder inhaltsleere Virtuosität, sondern durch die kunstvolle Darstellung der emotionalen Tiefe des Librettos vom ersten bis zum letzten Ton.

Frühere Events: 19. Mai
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Späteres Event: 30. Juni
IL TRIONFO DELLA GRAZIA